Sicherheitsgefühl und Zufriedenheit sinkt – ADFC fordert deutliche Schritte etwa entlang Winterberg- und Bautzner Straße
ADFC Dresden 16. März 2020: Während immer mehr Dresdnerinnen und Dresdner aufs Fahrrad steigen, sinkt gleichzeitig die Zufriedenheit mit dem Radklima in der Elbestadt. Trotz Radverkehrskonzept und den Bemühungen der Stadt, bleibt Dresden im Vergleich zu ähnlich großen Städten in Punkto Radfreundlichkeit im hinteren Mittelfeld hängen und verharrt beim Fahrradklima im Gesamturteil bei einer wenig schmeichelhaften Note von 4,02. Ein Wert der im Vergleich zu den Fahrradklima-Tests zuvor kontinuierlich schlechter wird. Das ist das Dresdner Ergebnis des bundesweiten Fahrradklima-Tests, den der ADFC alle zwei Jahre durchführt.
Insbesondere das Nein der Stadt zu Pop-Up-Radwegen kommt bei den Radfahrer*innen in Dresden nicht gut an und beeinflusst das Gesamturteil negativ. Auch das langsame Tempo bei der Umsetzung des Radverkehrskonzepts, in diesem Jahr sind es nur 9,2 Maßnahmen (von circa 450 davon bisher knapp 61 erfüllt), lässt die Bewertung der Radförderung nicht wirklich besser werden.
Insgesamt 2851 Dresdner*innen beteiligten sich an der Online-Umfrage unter der Überschrift „Und wie ist Radfahren in Deiner Stadt?“, etwas mehr als vor zwei Jahren. Von September bis November 2020 hatten sie die Gelegenheit, 32 Fragen zum Radverkehr zu beantworten, darunter fünf Fragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
So sehen die Ergebnisse aus (Auswahl):
Sicherheitsgefühl? Über die letzten fünf Fahrradklima-Tests hinweg sinkt hier der Wert. Insgesamt haben 77 Prozent der Befragten die Frage nach dem Sicherheitsgefühl als Radfahrender im Straßenverkehr mit einer 4, 5 oder 6 beantwortet, sie fühlen sich im Straßenverkehr gefährdet (Note 4,5).
Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer? Hier fühlen sich 65 Prozent nicht wirklich akzeptiert (Note 4). Hinzu kommt, dass wie schon 2018 auch 52 Prozent angeben, sich gestresst zu fühlen, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind (Note 3,7).
Konflikte mit Autofahrer*innen? Werden von 84 Prozent der Dresdner Radfahrer*innen regelmäßig erlebt (Note 4,7)
Radwege zu schmal? Die Radwege in Dresden sind oft zu schmal und machen das Überholen langsamerer Radfahrer*innen zu einem Problem sagen überdeutliche 89 Prozent (Note 4,9)
Ampelschaltungen auf Radfahrer*innen abgestimmt? Klare 80 Prozent bewerten die Ampelschaltung als radunfreundlich (Note 4,7)
Handfeste Signale für mehr Radfreundlichkeit in der Corona-Zeit? Handfeste Signale in Form von Pop-up-Radfahrstreifen, neuen Fahrradstraßen, verkehrsberuhigten Zonen, Poller gegen Autodurchfahrten wurden in Dresden kaum wahrgenommen. 89 Prozent antworteten dass sie keine derartigen Signale bekommen haben.
Möglichkeit Fahrräder auszuleihen? Lob für das Angebot in Dresden Fahrräder auszuleihen gab es von 78 Prozent (Note 2,2). Hier schlägt das mittlerweile gut ausgebaute und nutzerfreundliche MOBIBike-Angebot der DVB zu Buche
Wurde in Dresden viel getan für Radverkehr in jüngster Zeit? Diese Frage verneinen 62 Prozent der Teilnehmer am Fahrradklima-Test in der Elbestadt (Note 4,1) Ein leicht verbesserter Wert. Vor zwei Jahren waren es noch 67 Prozent.
Fazit: Die Stadt muss mehr tun etwa an Bautzner und Winterbergstraße
Wie die kommunale Bürgerumfrage auch schon, zeigt auch der ADFC Fahrradklima-Test, dass sich die Dresdnerinnen und Dresdner deutlich mehr Engagement der Stadt für den Radverkehr wünschen. Engagement, welches direkt auf den Straßen sichtbar wird anhand von durchgehenden Routen mit breiten Radwegen, die man angstfrei befahren kann. Trotz Fahrradboom hat sich Dresdens Fahrradpolitik leider eben noch immer nicht so richtig frei geschwommen. „Mehr Platz fürs Rad“ ist noch immer keine Maxime in Dresden, von mehr Radfahrstreifen statt Parkstreifen ganz zu schweigen.
Dabei könnten der Oberbürgermeister und der Baubürgermeister hier ganz schnell aktiv werden. Etwa entlang der vielbefahrenen Winterbergstraße, dessen schmale Schutzstreifen nicht zum Radfahren einladen. Mit breiten Radfahrstreifen, für die eine Parkreihe weichen müsste, würde auch ein wichtiger Lückenschluss in der Hauptradroute aus dem Dresdner Osten geschaffen. Oder entlang der Bautzner Straße in der Äußeren Neustadt und darüber hinaus. Hier könnte die Stadt einmal Mut beweisen und Pop-Up Radwege anlegen. Mindestens fünf deutsche Städte neben Berlin waren hier mutiger als Dresden. Außerdem ist jetzt durch ein Urteil des OVG Berlin klar, dass sie mit der StVO vereinbar sind und bleiben können. Auch die Carolabrücke wäre so ein Fall, hier fehlt zum Lückenschluss ein breiter Radweg in Südrichtung.
Hintergrund:
Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit. Er umfasst 32 Fragen und wird seit 2012 in jedem zweiten Jahr durchgeführt. In 1024 Städten und Gemeinden, darunter 50 in Sachsen nahmen ausreichend Personen an der Umfrage teil, die Mindestteilnahmezahl lag zwischen 50 und 100 Befragten. Über alle 32 Fragen hinweg lag in Dresden die durchschnittliche Schulnote zum Fahrradklima bei 4,02. In diesem Jahr lag ein besonderer Fokus auf dem Zusammenhang zwischen der Pandemie-Situation und dem Radverkehr. Danach hat das Fahrrad mit der Corona-Pandemie als Verkehrsmittel an Bedeutung gewonnen. 66% der Dresdner bestätigten diese Tendenz. 47 % der Befragten in Dresden gaben an, während der Corona-Pandemie mit dem Rad neue Ziele in der Umgebung entdeckt zu haben.
Mehr Infos unter: https://fahrradklima-test.adfc.de/