Neu mit aktueller Stellungnahme vom 09.01.2019 und Brief an den OB vom 15. 01. 2019 (siehe unten)
Fast die ganze Stadt kennt das Problem auf der Albertstraße: Um vom Carolaplatz zum Albertplatz zu gelangen, müssen Radfahrer auf die Hauptstraße ausweichen bzw. den schmalen und holprigen gemeinsamen Fuß- und Radweg nutzen. Beide Alternativen sind enorm konfliktträchtig und unattraktiv, denn Radfahrende dürfen hier teilweise nur mit einer Schrittgeschwindigkeit von maximal 6 bis 10 km/h fahren. Gleichzeitig ist der Albertplatz seit Jahren ein Unfallschwerpunkt, denn die Verkehrsführung ist hier unübersichtlich und für Radfahrende unattraktiv.
Daher war es vollkommen richtig, dass 2011 eine Markierung von Radstreifen in beide Richtungen von der Stadtverwaltung angekündigt wurde. Die Initiative ging auf eine Petition des ADFC aus dem Jahr 2010 zurück. Leider wurde die Markierung immer wieder verschoben. Die damaligen Pläne sahen bereits den Entfall einer Autospur in Richtung Albertplatz vor und stattdessen die Schaffung einer Radspur mit einer direkten Anbindung an den Außenring des Albertplatzes. In die andere Richtung sollten beide Autospuren erhalten bleiben und eine zusätzliche Radspur geschaffen werden. Aktuelle Simulationen der Stadtverwaltung zeigen, dass die Radspuren keine negativen Auswirkungen für den Autoverkehr haben. Das bestätigt auch der Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain. Ohnehin fahren nach Zählungen des Straßen- und Tiefbauamtes seit Jahren immer weniger Kfz durch die Albertstraße (Direktlink zu Zahlen im Themenstadtplan).
Umso verwunderlicher ist es, dass CDU, FDP, Freie Bürger und die neugegründete Bürgerfraktion nun einen Antrag in den Stadtrat eingebracht haben, der die Baupläne stoppen soll. Der Antrag würde einen Beschluss kassieren, den ein schwarz-gelb dominierter Petitionsausschuss 2011 getroffen hat. Es ist schockierend, dass ein baureifer Plan zur Herstellung längst überfälliger bedarfsgerechter Verkehrsanlagen in allerletzter Sekunde torpediert wird. Holger Zastrow (FDP) begründete den Antrag in Tag24 damit, dass die Dresdner „nicht zum Umstieg auf das Rad gezwungen werden (https://www.tag24.de/nachrichten/dresden-radwege-plan-an-der-albertstrasse-droht-das-aus-stadtrat-zoff-strassen-rueckbau-907807)“ dürfen. Doch von Zwang kann ohnehin keine Rede sein, denn die Bebauungspläne werden nachweislich keinen Einfluss auf den Kfz-Fluss haben. Damit ist auch der Vorwurf von Gunter Thiele (CDU), es handele sich um einen „Anschlag auf die Menschen, die auf das Auto angewiesen sind (https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Streit-in-Dresden-um-Radverkehr-auf-Albertstrasse-Stadt-will-Autospur-streichen)“ (nachzulesen in bei DNN), völlig haltlos.
Es ist verwunderlich, dass ausgerechnet ein nicht faktenbasierter Symbolbeschluss gegen sicheren Radverkehr eine der allerersten Taten der neuen Stadtratsmehrheit ist. Es ist eine seltsame Interpretation von Liberalismus, den Bürgern sichere Möglichkeiten der Fortbewegung mit dem Rad zu nehmen und ihre freie Verkehrsmittelwahl einzuschränken.
Der ADFC Dresden führte im Juni 2018 eine 18-stündige Radverkehrszählung an der Alberstraße in der Höhe der Archivstraße durch. Damals passierten während dieses Zeitraumes 3137 Radfahrende die Nord-Süd-Radroute. Es ist damit zu rechnen, dass eine sichere Radverkehrsanlage auf der Albertstraße dazu führen wird, dass sich die Zahl der Radfahrenden dort verdoppelt oder verdreifacht. Gleichzeitig würde der Anteil der Radfahrenden in der konfliktträchtigen Hauptstraße reduziert werden.
Über den Antrag wird am 24. Januar 2019 im Stadtrat abgestimmt. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Roll-Back keine Mehrheit finden wird.
- Link zu Baupläne zur Albertstraße aus der Pressekonferenz „Radverkehr und Fußwege in Dresden – Projekte 2018/2019“ der Landeshauptstadt Dresden am 12.02.2018
- Link zum „Roll-Back“-Antrag der CDU-, FDP/FB und Bürgerfraktion im Ratsinfosystem
- Link zur Petition des ADFC von August 2010
- Link zum Bescheid des Petitionsausschusses P0080/10 vom März 2011
- Neu: aktuelle Stellungnahme des ADFC zum Antrag vom 9. Januar 2019
- Neu: Brief an den Oberbürgermeister vom 15. Januar 2019 mit der Bitte um Vermittlung