ADFC: Stadt setzt eigenes Radverkehrskonzept nicht um
Im Jahr 2006 wurde die Antonstraße zwischen Albertplatz und Bahnhof Neustadt grundlegend umgebaut. Radfahrer müssen seitdem auf dem Fußweg fahren, der gleichzeitig von sehr vielen Passanten benutzt wird. Fußgänger werden durch den Radverkehr gestört und gefährdet.
Für den Radverkehr bedeutet die Pflicht zum Benutzen des Gehwegs eine unnötige Erschwernis beim Befahren der Straße: Während sich der motorisierte Verkehr mit 50km/h fortbewegen darf, müssen Radfahrer auf gemeinsamen Geh- und Radwegen bei Begegnungen mit Fußgängern Schrittgeschwindigkeit einhalten, was praktisch einem Fahrverbot gleichkommt.
Da dieser Zustand nach fünf Jahren auch den Planern in der Stadtverwaltung aufgefallen war, wurde der Umbau der Radwege als eine der bedeutendsten Maßnahmen („Top-Ten“) ins Radverkehrskonzept für den 26er Ring aufgenommen (siehe dresden.de). Die Trennung von Rad- und Fußverkehr auf der Antonstraße sollte noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Nun gibt es aber offenbar Blockaden im Straßen- und Tiefbauamt das Radverkehrskonzept umzusetzen. Das geht aus einer Stadtratsanfrage hervor (https://www.spd-fraktion-dresden.de/default.asp?dtlpresse=T&lid=328&iid=48&mid=11&uid=0&jahr=2011&apxmnuakt=1).
Bisher sind lediglich vier der dringlichen Top-Ten-Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept umgesetzt, befinden sich aktuell in der Umsetzung bzw. werden noch in diesem Jahr realisiert:
- Nr. 4 Verkehrsberuhigter Bereich Schloßstraße/Kulturpalast
- Nr. 24 Bordsteinanpassung Wiener Straße zwischen Sidonienstraße und Hauptbahnhof
- Nr. 30 Haltestelle Synagoge, Radstreifen St. Petersburger Straße zwischen Carolabrücke und Pirnaischer Platz
- Nr. 39 Radstreifen Terrassenufer zwischen Landtag und Augustusbrücke
Zwei der zehn dringlichsten Projekte bestanden darin, in der Glacisstraße und am Terrassenufer aus Gründen der Verkehrssicherheit Tempo 30 anzuordnen. Das hält das Straßen- und Tiefbauamt für „nicht möglich“. Wie kann es sein, dass ein von der Verwaltung erarbeitert Konzept auf einmal von eben dieser als nicht realisierbar erklärt wird. Auch die Anlage von Radstreifen anstelle des gemeinsamen Geh-/Radweges scheint plötzlich nicht mehr möglich zu sein.
„Es wäre ja nicht das erste mal, dass sich die Ämter der Stadt nicht miteinander abstimmen. Aber dass hier so offensichtlich gegen die Interessen von Fußgängern und Radfahrern agiert wird, finde ich schon ein starkes Stück“, sagt Konrad Krause, Sprecher des ADFC Dresden. „Die Mischung von Fußgängern und Radfahrern auf der Antonstraße ist durch keine Richtlinie gedeckt. So etwas kann man vielleicht außerorts machen, aber nicht mitten in der Stadt und noch dazu auf dieser wichtigen Radroute. Das Radverkehrskonzept Innenstadt wäre die Chance gewesen, diesen Mangel nach fünf Jahren endlich zu beheben. Das beste Konzept nützt aber natürlich nichts, wenn es durch unwillige Verwaltungsangestellte boykottiert wird“, so Krause abschließend.
Hintergrund Radverkehrskonzept Dresden
Ende 2010 hatte die Dresdner Stadtverwaltung nach über fünfjähriger Bearbeitungszeit das „Radverkehrskonzept für den 26er Ring“ vorgelegt. Darin enthalten sind zehn Sofortmaßnahmen (neue Oberflächen für Radwege, neue Beschilderung, sichere Wegeführung etc.), die alle im Jahr 2011 umgesetzt werden sollten. Genügend Geld zur Realisierung der Sofortmaßnahmen haben die Stadträte ebenfalls bereitgestellt. Auch die Ausarbeitung eines Radverkehrskonzepts für die Gesamtstadt hatte der Stadtrat bereits vor 6 Jahren beschlossen. Bisher ist jedoch nicht erkennbar, dass die Arbeiten an dem Radkonzept für die Gesamtstadt begonnen worden sind.