Aktuelle Radverkehrszählung des ADFC Dresden untermauert Forderung nach Tempo 30
Pressemitteilung ADFC Dresden 17. Juli 2020: Die Glacisstraße in der Inneren Neustadt ist eine wichtige Verbindungsroute für den Radverkehr zwischen der Äußeren Neustadt und der Albertbrücke. Viele Radfahrer waren daher sehr verwundert, als die Stadtverwaltung Anfang April 2020 den mit einer gestrichelten Linie markierten Radschutzstreifen entfernen ließ, ohne dabei eine alternative Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit umzusetzen. Die Entfernung wird zwar mit dem korrekterweise zu geringen Abstand zu den Parkplätzen begründet, aber sie macht aus Sicht des ADFC die Glacisstraße weder sicherer noch bequemer für den Radverkehr.
In mehreren Antworten auf Anfragen von Stadträten zur möglichen Einführung von auch vom ADFC geforderten Tempo 30 argumentiert die Stadtverwaltung mit einer vermeintlichen Hauptstraßenfunktion für Kfz sowie mit veralteten Radverkehrszahlen vom Herbst 2012. Das veranlasste den ADFC Dresden, einmal die tatsächliche Bedeutung der Glacisstraße für den Radverkehr mit einer Zählung zu erfassen. Am vergangenen Mittwoch zählten also 24 ADFC-Mitglieder von 5 Uhr morgens bis Mitternacht in Stundenschichten in Höhe des Heinrich-Schütz-Konservatoriums das Radverkehrsaufkommen in der Glacisstraße.
„Die Zahlen der Stadt von nur insgesamt knapp 1.400 Radfahrenden pro Tag in beide Richtungen zwischen 7 und 19 Uhr entsprechen unserer Meinung nach heute in keinster Weise mehr der Realität, insbesondere wenn man die aktuellen Zahlen der städtischen Zählstellen an der Albertbrücke in Betracht zieht, die von 7 bis 19 Uhr beispielsweise am ADFC-Zähltag mit 5.216 weit mehr Radverkehr erfassen“, so Edwin Seifert, Geschäftsführer des ADFC Dresden e.V.
„Daher haben wir die Zahlen überprüft und selbst gezählt, und siehe da, wir kamen zwischen 5 und 24 Uhr trotz zeitweisem Regen auf 3.922 Radfahrende, beide Richtungen zusammengenommen. Im Vergleichszeitraum 7 bis 19 Uhr waren es allein 3.186 Radfahrinnen und Radfahrer, also mehr als das Doppelte der städtischen Zahlen von 2012. In den Spitzenstunden waren es am Morgen 401 (zwischen 8 und 9 Uhr) und in am Nachmittag 339 (zwischen 15 und 16 Uhr). Die Zahlen zeigen: Die Glacisstraße ist eine intensiv genutzte Radverkehrsverbindung.“
Ein weiterer Punkt kommt noch hinzu: Laut Kfz-Verkehrsmengenzählung der Stadt liegt der Kfz-Verkehr in der Glacisstraße bei rund 5.000 Fahrzeugen pro Tag insgesamt. Nimmt man nun die Radverkehrszahlen der Zählstellen an der Albertbrücke bei einem regenfreien Tag (hier: 14. Juli) sowie an einem regnerischen Tag (hier: 15. Juli) und setzt sie ins Verhältnis zu den vom ADFC Dresden am 15. Juli erhobenen Zahlen, so ergibt sich für die Glacisstraße bei gutem Wetter ein Radverkehrsaufkommen um die 4.980. Somit liegt der Kfz- und der Radverkehr so gut wie gleichauf.
Für den ADFC Dresden ist die Konsequenz aus diesen Zahlen klar. „Die Stadt muss hier schnell handeln und die Sicherheit dieses erheblichen Fahrradverkehrs erhöhen. Sie sollte also entsprechend der StVO ihren Ermessensspielraum ausnutzen und eine örtliche besondere Gefahrenlage für die Glacisstraße feststellen und Tempo 30 anordnen“, fordert Seifert. „Eine Maßnahme die übrigens bereits im Radverkehrskonzept für die Innenstadt von 2010 steht.“
Mit Tempo 30 würde die Sicherheit und Attraktivität für den Radverkehr auf dieser wichtigen Route sichtbar erhöht und ganz im Sinne des Radverkehrskonzeptes der Alltagsradverkehr gefördert. „Wenn die Stadt dann noch die Ampelphasen an der neuen Ampelquerung Bautzner/Glacisstraße für den Radverkehr deutlich verkürzt, dann wäre viel gewonnen“, erklärt Edwin Seifert abschließend.
Hintergrund:
Stadtratsanfrage AF0501/20 von Stefan Engel
Stadtratsanfrage AF0533/20 von Susanne Krause
Pressemitteilung des ADFC Dresden e.V. vom 19.04.2020 (https://adfc-dresden.de/meldung/ruckbau-von-radverkehrsanlagen-kapitulation-statt-verkehrssicherheit/)
Maßnahme 25 „Glacisstraße“ im Radverkehrskonzept: https://www.radwatch-dresden.de/?id=25