Am 27. November luden die Stadtratsfraktionen der Grünen und Linken zur Podiumsdiskussion zum Radverkehr im Dresdner Norden. Neben Dirk Bräuer, dem Abteilungsleiter für Verkehrsanlagenplanung im Stadtplanungsamt, und Reinhard Koettnitz, dem Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes war auch Konrad Krause vom ADFC eingeladen. Mit über 100 Gästen war die Veranstaltung gut besucht – die Sitzmöglichkeiten reichten nicht aus, sodass viele von ihnen stehen mussten.
Mit dem Rad sicher ins Stadtzentrum zu kommen, das ist aus dem Dresdner Norden gar nicht so leicht. Sowohl entlang der Königsbrücker Straße als auch entlang der Radeburger Straße fehlen durchgehende Radwege und dort wo sie existieren, sind sie oft holprig und unsicher. Beides sind stark befahrene Bundesstraßen, die in diesem Zustand nur mit starken Nerven passierbar sind.
Nicht zufällig häufen sich auf der Königsbrücker Straße die Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung. Daher fordert der ADFC hier schnell die Einordnung sicherer Radinfrastruktur. Die Stadtverwaltung indes wollte sich nicht auf mehr festlegen, als dass im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten versucht werde, das Radverkehrskonzept der Stadt Dresden umzusetzen. Bis jetzt allerdings heißt das für den Dresdner Norden: Noch nicht eine einzige dieser Maßnahmen ist realisiert. Darüber hinaus sind die im Radverkehrskonzept beschlossenen Maßnahmevorschläge nahezu alle in „Priorität 2“ oder „Priorität 3“ eingeordnet, also nicht vordringlich.
Für den Weg aus der Dresdner Neustadt Richtung Norden gibt es im Regionalplan Oberes Elbtal / Osterzgebirge einen Trassenvorschlag zur Errichtung eines Radschnellwegs. Damit dieser in den nächsten Jahren begonnen werden kann, ist eine Machbarkeitsstudie nötig. Diese soll Problemstellen verdeutlichen, Kreuzungsmöglichkeiten aufzeigen und einen groben Kostenrahmen für das Projekt ermitteln. Wichtig ist auch, dass die Stadtverwaltung die nötigen Flächen für eine Radschnellverbindung Richtung Norden freihält, etwa im Bereich des zukünftigen S-Bahn-Haltepunkts und der Oberschule an der Stauffenbergallee. Obwohl die Machbarkeitsstudie bereits 2018 vorliegen sollte, scheint sie aktuell noch nicht einmal beauftragt worden zu sein. Es existiert lediglich eine studentische Arbeit aus dem Jahr 2014, die den Ansprüchen einer Machbarkeitsstudie jedoch nicht gerecht wird.
Von vielen Veranstaltungsteilnehmern wurde auch der Mangel an Radwegen an den umliegenden Straßen außerorts, wie der S 81 und der Langebrücker Straße, beklagt. Wer hier täglich zur Arbeits oder zur Schule mit dem Rad fahren will, ist gezwungen, auf den vielbefahrenen Straßen zu fahren. Zum Teil existieren auf diesen Straßen nicht einmal Geschwindigkeitsbegrenzungen. Der S 81 wird im Radverkehrskonzept des Freistaats Sachsen die höchste Priorität zugeordnet, die zuständige Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr in Meißen hat hier jedoch noch nicht einmal mit den Planungen begonnen.
Es wurde deutlich, dass Radverkehr im Dresdner Norden ein polarisierendes und breites Thema ist. „Vor den großen Firmen stehen Hunderte Räder. Wir reden hier nicht nur über Partikularinteressen“ fasste ein Diskussionsteilnehmer richtigerweise zusammen.
„Was können Sie uns denn in absehbarer Zeit, also vielleicht innerhalb der nächsten zwei Jahre versprechen?“ lautete die letzte Frage aus dem Publikum, die eigentlich schon die ganze Veranstaltung in der Luft lag. Ähnlich klar wie die Fragestellung war die Antwort von Prof. Koettnitz, nachdem dieser in seinen Zetteln kramte und sich hilfesuchende Blicke mit seinem Verwaltungskollegen austauschte: Eigentlich nichts. Die Vertreter der Stadtverwaltung waren mit leeren Händen gekommen. Und ebenso gingen die Besucher der Veranstaltung zum Radverkehr im Dresdner Norden nach Hause. Es wird noch lange dauern, bis sich die Bedingungen des Radverkehrs im Norden der Stadt verbessern und es keines Todesmutes mehr Bedarf, sich mit dem Rad von A nach B zu begeben. Ein Armutszeugnis Dresdner Verkehrspolitik.