Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Dresden e. V.

Pläne für die Kreuzung am Olbrichtplatz benachteiligen Rad- und Fußverkehr

Die Stadt plant den Ausbau der Kreuzung am Olbrichtplatz © ADFC DD

ADFC Dresden kritisiert die Pläne der Stadt – Stadbezirksbeirat Neustadt fordert ebenfalls Änderungen

Die Stadt Dresden und die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) planen derzeit den grundhaften Ausbau der Kreuzung Königsbrücker Straße/ Stauffenbergallee, damit die DVB ihre breiten Stadtbahnen auch nach Weixdorf und Hellerau fahren lassen kann. Nach der jüngst überarbeiteten Vorplanung dazu sollen an der Kreuzung jedoch der Fuß- und Radverkehr deutlich benachteiligt werden und sich mit einer Verkehrsqualität der Stufen E und F (das entspricht den Schulnoten 5 und 6) zufrieden geben, während der Autoverkehr mehr Spuren erhalten soll.

In einer ausführlichen Stellungnahme zu den Plänen fordert der ADFC Dresden daher den Bauausschuss des Stadtrates sowie den Stadtbezirksbeirat Neustadt dazu auf, die Planungen abzulehnen und die Stadt stattdessen mit einer deutlich Rad – und Fußverkehrs- sowie ÖPNV-freundlicheren Planung zu beauftragen. Erste Pläne für die Kreuzung wurden bereits 2018 den Stadtgremien unterbreitet, schon damals hatte der ADFC massive Kritik geäußert. Am Montag nun schloss sich der Stadtbezirksbeirat Neustadt der Kritik an und stimmte mit einem Ersetzungsantrag für eine Änderung der Planungen. Zuvor hatte auch der Elternbeirat der Gemeinschaftsschule Campus Cordis die Planungen in einem Schreiben kritisiert.

Die ursprünglichen Pläne für die Kreuzung stammen aus dem Jahr 2004. Sie wurden 2018 und nun auch 2023 leicht überarbeitet, aber an der einseitigen Optimierung für den Autoverkehr hat sich nichts geändert. Sie entsprechen darüber hinaus nicht dem aktuellen Stand der Regelwerke für den Verkehrsanlagenbau, wie der Richtlinie „E Klima“ von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Gemäß dieser Richtlinie sind bestenfalls Verkehrsqualitätsstufe D für den Kfz-Verkehr, Stufen A bis C im Rad- und Fußverkehr und Stufen A und B im ÖPNV anzustreben. Entgegen diesen Vorgaben sollen Fuß- und Radverkehr jedoch statt A bis C (Schulnoten 1 bis 3) die Stufen E und F (Schulnoten 5 und 6) erhalten, der Autoverkehr (MIV) hingegen bis zu Stufe C.

Extreme Wartezeiten für den Fußverkehr

Für die Schulkinder der neu errichteten Gemeinschaftsschule Campus Cordis beispielsweise bedeuten die Pläne konkret: um von der Schule bis zur Haltestelle der Buslinie 64 in Richtung Reick zu gelangen, müssten sie bis zu siebeneinhalb Minuten an roten Ampeln warten. Zu diesem Schluss muss man ohne genaue Kenntnis des Ampelschaltprogramms kommen, wenn man die Unterlagen zur Beschlussvorlage studiert (Vorlage V2272/18, Anlage 7, Blatt 3). Der ÖPNV würde zwar von dem Umbau profitieren, jedoch müssten umsteigende Fahrgäste wie die Schulkinder sehr lange bei Rot warten. Die langen Wartezeiten stellen dabei auch ein Sicherheitsrisiko dar, da sie zu mehr sogenannten“Rotläufern“ führen. Die DVB-Fahrgäste wiederum werden durch die langen Ampelwartezeiten geradezu dazu verleitet bei Rot zu gehen, um ihren Anschluss zu bekommen.

Zusätzliche Autospur – keine Radanbindung an den Dammweg

Für den KfZ-Verkehr hingegen soll eine zusätzliche Geradeausspur auf der Königsbrücker stadtauswärts neu angelegt werden. An der Südseite der Kreuzung bedeutet diese zusätzliche Autospur eine Verbreiterung von heute 15 Meter auf 26 Meter Fahrbahnbreite. Außerdem ist geplant, die Kurvenradien aufzuweiten. Letzteres ermöglicht es, mit höherer Geschwindigkeit abzubiegen – eine der häufigsten Unfallursachen in Dresden. Alles in allem soll die Kreuzung für den Autoverkehr stark aufgeweitet werden.

Zwar sehen die Pläne neue Radwege vor, aber sie sollen viel zu schmal gebaut werden. Zudem ist die direkte Erreichbarkeit des Dammwegs von Norden (künftige Radschnellverbindung) in Richtung Bahnhof Dresden-Neustadt überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Unseriöse Verkehrprognose

Die Pläne zum Um- und Ausbau der Kreuzung Königsbrücker Straße/ Stauffenbergallee zu einer noch größeren Kreuzung stützt sich auf deutlich zu hohen Annahmen für das Kfz-Verkehrsaufkommen. Die Grundlage bildet hier die Verkehrsprognose 2035, welche auf inzwischen ebenfalls veralteten Erhebungen von 2018 zurückgreift. Für die Kreuzungszufahrten Stauffenbergallee Ost und Königsbrücker Straße Nord sind im Themenstadtplan Verkehrsdaten der Landeshauptstadt Dresden veröffentlicht, die innerhalb der letzten 10-15 Jahre im Gegensatz zur Verkehrsprognose 2035 eine abnehmende Tendenz aufweisen (siehe Abb. 4 und Abb. 5). Für die Zufahrt Königsbrücker Straße Nord prognostiziert die Verkehrsprognose sogar eine Verkehrsstärke von ca. 50% über dem Stand von 2022, eine Annahme die der ADFC als unseriös ansieht.

Dresden hat beschlossen, 2035 klimaneutral zu werden und den Umweltverbund-Anteil am Verkehr auf 75 Prozent zu erhöhen. Um die Pläne in Einklang mit diesen Zielen zu bringen, plädiert der ADFC Dresden dafür, diese Kreuzungspläne abzulehmen und eine Neuplanung mit Fokus auf Fuß, Rad und ÖPNV zu beauftragen.

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Edwin Seifert

Geschäftsführer

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