Im unteren Abschnitt der Kesselsdorfer Straße soll im Bereich der Haltestelle Tharandter Straße eine Zentralhaltestelle gebaut werden. Wie das geschehen soll, darum hat sich nun ein heftiger Streit entwickelt. Der Gewerbeverein möchte am Status Quo festhalten und den Durchgangsverkehr der Straße erhalten. Die Stadt und die Verkehsrbetriebe wollen dagegen den Autoverkehr umleiten und ein Stück Fußgängerzone einrichten, um ein angenehmes Einkaufsklima zu schaffen und die Sicherheit zu erhöhen. Auch der ADFC Dresden e.V. hat dazu eine Meinung.
Die Befürchtungen und Besorgnisse vor der geplanten Einrichtung eines Fußgängerbereichs an der Kesselsdorfer Straße sind nicht neu. Auch anderswo befürchteten Ladenbesitzer in der Vergangenheit Umsatzeinbußen durch Projekte zur Verkehrsberuhigung.
Nach jahrelanger Erfahrung mit ähnlichen Projekten zeigte sich aber immer wieder, dass ein Stadtteil gewinnt, wenn er nicht nur ein Durchfahrtsbereich für den Autoverkehr ist. In Städten wie Kopenhagen mit ähnlichen Projekten zur Verkehrsberuhigung von Einkaufsstraßen entwickelten sich Bereiche mit hoher Aufenthalts- und Geschäftsqualität: Die Anwohner wissen die ruhigere Wohnlage zu schätzen und potentielle Käufer verweilen länger vor Schaufenstern und in Geschäften. Es ist wieder möglich, sich in einer angenehmen Atmosphäre auf der Straße aufzuhalten. Laut Untersuchungen des Bundesumweltamtes kaufen Radfahrer und Fußgänger dabei nicht weniger ein, sondern häufiger, in geringeren Mengen und in geringerer Entfernung, als Autofahrer und geben so in der Summe ebenso viel Geld aus.
Im Moment sieht es auf der Kesselsdorfer Straße anders aus: Die Straße erstickt im Autoverkehr, obwohl die Coventrystraße als parallele „Entlastungsstraße“ gebaut wurde. Es ist laut, der Leerstand ist hoch. Auch wurden hier in den letzten Jahren viele Radfahrer und Fußgänger durch Unfälle verletzt. Mehrere Fußgänger und Radfahrer haben auf der jetzigen Piste schon ihr Leben verloren. Durch einen Boulevard kann die Situation nur besser werden. Ein Fortbestand des Status quo an der Kesselsdorfer Straße wäre für ÖPNV-Nutzer, Fußgänger und Radfahrer jedenfalls ein Rückschritt.
Deshalb begrüßt der ADFC Dresden diese Planungen zur Vitalisierung von Löbtau und fordert die Stadträte auf, den Plänen für eine verkehrsberuhigte Zentralhaltestelle zuzustimmen.
UPDATE
Seit kurzem sammeln verschiedene Initiativen, Gewerbetreibende und Privatpersonen Unterschriften für eine Umgestaltung der Haltestelle zu einem lebenswerten Boulevard. Unterschriftenlisten gibt es beispielsweise HIER.
Bild von Henteaser