Am 19. Mai gab das Bundsverkehrsministerium gemeinsam mit dem ADFC Bundesverband die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests bekannt. Die Bilanz ist insgesamt durchwachsen bis ernüchternd. In vielen Städten Deutschlands zeigen die Ergebnisse Stagnation und Ernüchterung bei den Radfahrern. Auch der Spitzenreiter Münster ist in der Bewertung weiter abgerutscht, nachdem er schon beim vorletzten Durchgang der großen ADFC-Befragung die Note nicht halten konnte. Dass die „Radfahrhauptstadt“ dennoch Platz 1 der Großstädte halten kann, zeigt vor allem, dass Münster hier eher im Trend liegt. Die große verkehrspolitische Wende scheint nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in vielen Kommunen noch auf sich warten zu lassen.
Nichtsdestrotz ziehen einige Städte mit hohem Tempo nach vorn. Wuppertal und Bochum sind die zwei Aufholer, die im letzten Fahrradklima-Test auf Platz 32 bzw. 37 standen und sich nun auf die Plätze 16 bzw. 23 vorgearbeitet haben. Wenn eine Stadtverwaltung will, kann sie eine Menge zustande bringen.
Es zeigt sich, dass die neue Stadtratsmehrheit bei den Radfahrern bisher offenbar nicht punkten konnte, obwohl die Förderung des Radfahrens ein ausdrücklich erklärtes Ziel war. Dass der ADFC trotz vermeintlich fahrradfreundlicher Mehrheiten eine Petition für Radwege am Bischofsweg starten muss, weil Rat und Verwaltung dem eben erst beschlossenen Radverkehrskonzept aktiv entgegenarbeiten, zeigt, wie wenig aktive Schritte für eine klare Förderung des Radverkehrs sich Dresden bisher zutraut.
So wundert es kaum, dass die Stadt mit einer Gesamtnote von 4,09 vom 20. Platz der 39 Großstädte über 200.000 Einwohner im Jahr 2014 nun auf Platz 25 abgerutscht ist. Etwas besser sieht es in Leipzig und Chemnitz aus, die ihre Plätze 9 und 14 im Vergleich zu 2014 immerhin halten konnten.
Besonders auffällig sind in Dresden die „großstadttypischen Themen“: Ampelschaltungen für den Radverkehr (Note 4,7), Radverkehrsführung an Baustellen (Note 4,8), der Fahrraddiebstahl (Note 4,8) sowie die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (Note 4,9). Unterdurchschnittlich schneidet Dresden auch bei der Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr mit Note 3,3 ab. Neben der Reinigung der Radwege (Note 4,4) fällt auch der nicht vorhandene Winterdienst auf Radwegen mit Note 5,2 ins Auge, der Elbflorenz bundesweit den letzten Platz der Großstädte einbringt.
Schwacher Trost: Immerhin beim Fahrraddiebstahl und der Fahrradmitnahme im ÖPNV schneidet die Landeshauptstadt besser als Leipzig ab. Auch die Frage nach der Verfügbarkeit öffentlicher Leihradsysteme wurde mit Note 2,7 gut bewertet.
Das Potential Dresdens als fahrradfreundliche Stadt ist groß. Mit dem Elberadweg existiert praktisch das Grundgerüst für eine vom Autoverkehr abgetrennte, attraktive Radroute quer durch die Stadt. Die Topografie ist günstiger als in vielen anderen Städten Deutschlands und für die nötigen Investitionen ist erst in dieser Woche ein Haushaltsüberschuss von 68 Millionen Euro gefunden worden. Könnte das nicht die erste Rate für ein großes Programm für mehr Verkehrssicherheit und komfortablere Radverkehrsinfrastruktur sein? Nicht nur der Körnerweg harrt bereits über 20 Jahre einer Sanierung.
- Alle Städte, alle Zahlen auf www.fahrradklima-test.de
- Pressemitteilung des ADFC-Bundesverbandes zum ADFC-Fahrradklima-Test (https://www.adfc.de/presse/pressemitteilungen/adfc-fahrradklima-test-2016–muenster-verliert-sympathiepunkte)