Das Radverkehrskonzept der Landeshauptstadt Dresden bildet die Grundlage für die sichere, komfortable und attraktive Gestaltung des Radverkehrs. Eine vollständige Fortschreibung des Konzepts ist langfristig sinnvoll, um den Radverkehr systematisch weiterzuentwickeln. An vielen Stellen ist das Konzept nicht mehr aktuell und Annahmen haben sich verändert. Gleichzeitig ist der Zeitpunkt für eine umfassende Neuauflage kritisch: Sie würde erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen binden, die aktuell nur begrenzt verfügbar sind.
Der ADFC Dresden weist darauf hin, dass bisher nur etwas mehr als 100 von fast 450 festgelegten Maßnahmen seit dem Beschluss des Radverkehrskonzepts im Jahr 2017 umgesetzt wurden. Bleibt die Umsetzungsgeschwindigkeit so niedrig, wird das Konzept erst in den 2050ern vollständig umgesetzt sein. Hier wird deutlich: Dresden hat kein Problem mit Erkenntnissen oder Maßnahmenidentifikation, sondern mit der anschließend notwendigen Umsetzung.
Die Stadtverwaltung arbeitet bereits an der punktuellen Fortschreibung des Radverkehrskonzepts: Mit neuen Maßnahmen, Radvorrangrouten, Planungskorridoren für Radschnellwege und gezielten Anpassungen wird das Konzept an die geänderten Bedürfnisse des gestiegenen Radverkehrsanteils angepasst. Eine vollständige Neuauflage würde dagegen Zeit und Geld binden und könnte die dringend notwendigen Verbesserungen weiter verzögern.
Der Fokus sollte daher auf kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen liegen, die Sicherheit, Komfort und Attraktivität für Radfahrende sofort erhöhen – auch innerhalb des bestehenden Radverkehrskonzepts. Besonders wichtig sind Anpassungen an alten Verkehrsinfrastrukturen aus den 60er und 90er Jahren, die heute oft veraltet und gefährlich sind. Punktuelle Verbesserungen der letzten Jahre zeigen bereits positive Wirkung, gleichzeitig steigt der Radverkehr weiter – ein deutliches Zeichen für das Potenzial und die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen.
Entscheidend bleibt der politische Wille, für Maßnahmen auch bestehende Straßenquerschnitte anzupassen und mit den notwendigen finanziellen Mittel zu unterstützen. Ohne diesen Mut bleiben Potenziale ungenutzt. Bestimmte Gefahrenstellen im Stadtgebiet, wie die Großenhainer Straße, erfordern eine klare Neuaufteilung des Verkehrsraums. Das Gegeneinander-Ausspielen der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer ist keine Option für ein verantwortungsbewusstes städtisches Miteinander.
Ressourcen sollten gezielt eingesetzt werden, um die maximale Wirkung für Radfahrende zu erzielen. Während große Dresdner Projekte für den Autoverkehr, wie die Hamburger Straße oder die geplante Verlegung der B6, weiterhin Millionen verschlingen, ist der Ausbau der Radinfrastruktur kosteneffizient umsetzbar und kann durch hohe Förderquoten von bis zu 90 Prozent unterstützt werden.
Auf radwatch-dresden.de zeigt der ADFC, welche Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept bereits umgesetzt wurden – und wo weiterhin Handlungsbedarf besteht. Die interaktive Karte macht sichtbar, wie viel Potenzial im bestehenden Konzept steckt und wo Dresden beim Ausbau des Radverkehrs noch im Stillstand verharrt.