Am Morgen des 28. August demonstrierte der ADFC Dresden vor dem Gymnasium Cotta für sichere Schulwege. Zu diesem Zweck rollte der Fahrrad-Club einen mobilen Radweg aus, trennte diesen mit Pollern vom Autoverkehr und gestaltete so das Straßenbild für eine Stunde um. Das Gymnasium Cotta hat rund 900 Schüler, viele von ihnen fahren mit dem Rad zur Schule. Eine sichere Fahrradinfrastruktur im Umfeld der Schule gibt es jedoch nicht.
Der Zustand der meisten Schulwege ist erschütternd. Viele Kinder und Jugendliche wollen mit dem Rad zur Schule fahren. Es ist außerdem seit Jahren wissenschaftlich nachgewiesen, dass Schüler konzentrierter arbeiten, wenn sie mit dem Rad zur Schule fahren. Es ist daher sehr besorgend, wenn Eltern ihre Kinder nicht zur Schule radeln lassen können, weil keine sichere Schulwege gebaut werden. In einer Umfrage mit rund 3000 Befragten gaben im vergangenen Jahr 83% der Dresdner an, dass sie ihre Kinder nicht mit einem guten Gewissen allein mit dem Rad zur Schule fahren lassen können. 79% haben nicht das Gefühl, dass es seitens der Schulen gewünscht ist oder unterstützt wird, wenn Kinder mit dem Rad zur Schule fahren. In der Bundesrepublik legen nur 13% der Schüler ihren Schulweg mit dem Rad zurück, in den Niederlanden sind es dagegen 35%. Dafür ist es in den Niederlanden weitaus unüblicher, Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren. Kinder, die mit dem Rad zur Schule fahren, sind nachgewiesenermaßen gesünder und seltener übergewichtig.
Grunsätzlich ist es immer eine Frage der Infrastruktur. Es ist verständlich, dass viele Eltern ihre Kinder nicht mit einem guten Gewissen auf einer stark befahrenen Straße fahren lassen können, weil es keine Radwege gibt. Der ADFC Dresden hat deshalb heute deutlich gemacht, dass eine Umgestaltung des Straßenraums vor dem Gymnasium Cotta möglich ist. So konnten die Schüler zumindest an einem Morgen auf einem kurzen Stück ihres Schulweges sicherer unterwegs sein.
Hintergrund:
Zwischen dem September und November 2018 befragte der ADFC rund 3.000 Radfahrende in Dresden. 75% von ihnen gaben an, sich auf dem Rad gefährdet zu fühlen. Noch höher schätzten sie die Gefährdung von Rad fahrenden Kindern ein. 83% können nicht mit einem guten Gewissen Kinder allein fahren lassen und 65% finden, dass es selbst auf Gehwegen für Kinder gefährlich ist. In der Landeshauptstadt finden außerdem nur 30%, dass die Radwege für Kinderanhänger und Lastenräder geeignet sind.
Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen auf dem Gehweg fahren, bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen sie ihn noch benutzen. Erwachsene, die Kinder mit dem Rad begleiten, dürfen auf dem Gehweg fahren. Sind die Kinder älter als zehn Jahre alt, müssen sie auf der Straße fahren.
Für die Lübecker Straße und Altcotta sind im Radverkehrskonzept der Stadt Dresden Maßnahmen enthalten. Im vergangenen Jahr kam es hier auch zu Bauarbeiten im südlichen Abschnitt. Allerdings wurden das Radverkehrskonzept und die Belange des Radverkehrs offensichtlich bei der Fahrbahnsanierung und des Umbaus zur barrierefreien Haltestelle gar nicht berücksichtigt. Zwar wurde die schlechte Fahrbahnoberfläche behoben, die Haltestelle allerdings für Radfahrer mit spitzwinkeligem Schienenqueren gestaltet und somit eine neue Gefahr geschaffen.
Detaillierte Darstellung der Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2018 in graphischer Form: https://sn.adfc-clouds.de/index.php/s/d9b7ZB4K3EGwxms
Mangel im Radverkehrskonzept Nr. 695: https://www.radwatch-dresden.de/?id=695
Quelle zu den Schulwegen in Deutschland und den Niederlanden: Nationaler Radverkehrskongress am 14. Mai 2019 in Dresden. Fachforum: C 4: Facts & Figures – Zahlen, Daten und Fakten zum Radverkehr. Beitrag zu Mobilität in Deutschland 2017.
Hintergrundinformationen zu Radfahrverboten an Schulen: https://sn.adfc-clouds.de/index.php/s/X6R5RrLJMt7mRCc