ADFC Dresden analysiert Rückblick und Ankündigungen des Baubürgermeisters
ADFC Dresden, Pressemitteilung 24. Januar 2022, Auszüge: Die vielen kritischen Stellen für den Radverkehr in Dresden, ob fehlende, plötzlich aufhörende oder zu schmale Radwege sind der Stadt alle bekannt, die allermeisten stehen im Radverkehrskonzept, vom Stadtrat im März 2017 beschlossen. Zu Beginn des fünften Umsetzungsjahres des Konzeptes ist die bisherige Bilanz erneut ein wenig mager. Im vergangenen Jahr wurden von der Stadt nur zwölf Maßnahmen auf die Straße gebracht, womit nach ADFC-Rechnung ein Erfüllungsstand von nur rund 16 Prozent der 447 Einzelmaßnahmen erreicht wurde. Liest man die Präsentation für 2022 aufmerksam, werden es dieses Jahr neun sein.
Es wird viel geplant und beraten. Auch die Installierung einer Radverkehrskoordinatorin direkt beim Baubürgermeister ist gut und wichtig. Doch leider geht es weiterhin nur langsam voran. So wurden beispielsweise fünf in der Pressekonferenz vom Februar letzten Jahres für 2021 versprochene Umsetzungen nicht Realität, darunter so ein Dauerbrenner wie die Ost-West-Querung des Fetscherplatzes, eine Markierungsmaßnahme die schon für 2019 versprochen war.
Die ursprüngliche Idee des Radverkehrskonzeptes, ein zusammenhängendes Hauptnetz für den Alltagsradverkehr durch das Schließen von rund 450 Lücken zu schaffen, kann von Laien weiterhin nicht wahrgenommen werden. Wenn die Radroute Tolkewitz- Straßburger Platz mit ihren Fahrradstraßen ab diesem Jahr umgesetzt wird und wie versprochen im nächsten Jahr fertig ist, dann wird das Engagement der Stadt in Sachen Radverkehr sichtbarer. Gleichwohl wird auch dieses Projekt nichts daran ändern, dass das Ziel das Radverkehrskonzept innerhalb von 10 Jahren umzusetzen, absehbar verfehlt werden wird.
In den letzten 3-4 Jahren hat die Stadtverwaltung nur ca. 12-13 Maßnahmen pro Jahr geschafft statt 45, die nötig wären. Nimmt man die nach ADFC-Zählung etwa 70 geschafften Maßnahmen als Ausgangspunkt, müsste die Stadt um das 10-Jahres Ziel bis 2027 zu erreichen, monatlich fünf Verbesserungen der Radinfrastruktur auf die Straße bringen. Das Engagement zur Umsetzung des Radverkehrskonzepts nahm dank der eingestellten Radverkehrsplaner spürbar zu. Doch seit 2015 hat Dresden Baubürgermeister, die sich deutlich zum Radverkehr bekennen, da wäre ein besserer Output zu erwarten und auch möglich. Mit einer Radverkehrskoordinatorin nun umso mehr. Eine Möglichkeit, die Bilanz zu verbessern wären die schnell umsetzbaren Oberflächensanierungen, im Radverkehrskonzept stehen allein 28 davon, oder reine Ummarkierungen von Abbiegespuren zu Radspuren.
In den Radprojekt-Ankündigungen für 2021 sind zahlreiche für den Radverkehr wichtige Strecken dabei, etwa die Bautzner Straße oder die Karl-Marx-Straße. Auch dass Fahrradstraßen vermehrt eingerichtet werden sollen und weitere Rotmarkierungen auf die Straßen kommen, ist sehr zu begrüßen. Zu hoffen ist auch, dass endlich auch die neuen Verkehrszeichen zum Einsatz kommen, wie der Grünpfeil für Radfahrende und das Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen. Die Radvorrangrouten werden dagegen erst in ein paar Jahren eingerichtet, die Planungen stecken noch in den Kinderschuhen. Wieder nicht Realität werden so Dauerbrenner wie der Lückenschluss am rechtselbischen Elberadweg zwischen Altwachwitz und Hosterwitz, obwohl schon 2009 vom Stadtrat beschlossen. Begriffe wie Querschnittsbetrachtungen und Komplexe Gestaltung lassen zudem vermuten, dass noch Jahre ins Land gehen, bevor an diesen Stellen die Bedingungen für den Radverkehr sicher werden. Hier schimmert klar ein Zögern durch, obwohl die Gesetze Verkehrssicherheit eindeutig vor Verkehrsfluss stellen. Alles in allem wird sich die Schlagzahl bei der Umsetzung des Radverkehrs wohl auch 2022 kaum steigern.
- Monitoring Radverkehrskonzept hier
- Bilanz 2021 hier
- Präsentation der Stadtverwaltung zu den geplanten Radprojekten 2022