Am 03. September veröffentlichte die Sächsische Zeitung den Artikel „Fahrrad-Ärger auf Hauptstraße in Dresden: Anwohner fordern Verbot“, der über die anhaltenden Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrenden berichtet und Teilnehmende der Hauptstraßenaktion von Team Zastrow zu Wort kommen lässt. Seitdem folgten mehrere Beiträge ähnlicher Art, unter anderem von der DNN und dem Sachsen Fernsehen. Wir unterziehen die dort getätigten Aussagen einem Faktencheck:
„Es komme immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern, auch Kinder werden gefährdet, kritisieren Anwohner.“
Die Hauptstraße ist nicht als Unfallhäufungsstelle bekannt. Konflikte im Miteinander gibt es, diese schlagen sich aber nicht in erhöhten Unfallzahlen nieder. Im vergangenen Jahr wurden von der Polizei fünf Unfälle mit Radbeteiligung gezählt, 2024 waren es ebenfalls fünf, 2023 waren es drei. Aussage der Polizei: Die Hauptstraße sei, insbesondere mit Blick auf ihre Frequentierung, unauffällig.
Quelle: DNN, Artikel vom 03. April 2025
„Deshalb fordert Stadtbezirksbeirätin Julia Sasse vom Team Zastrow von 10 bis 19 Uhr ein Radfahrverbot auf der Hauptstraße. Derzeit dürfen Radfahrende offiziell in der Mittelachse auf dem Fußweg fahren, aber nur in Schrittgeschwindigkeit.“
„Die [Radfahrenden] haben hier nichts zu suchen. Das ist eine Flaniermeile. Radfahrer gehört hier verboten.“ (Anwohnerzitat)
Neben ihrer Funktion als belebte Einkaufs- und Veranstaltungsfläche dient die Hauptstraße auch als wichtige Radroute. Diese Funktion ist bereits im Radverkehrskonzept Innenstadt aus dem Jahr 2010 verankert, die Hauptstraße wird seitdem als Alltagsverbindung – innerstädtische Hauptradroute gelistet. Ein generelles Radfahrverbot wäre also keine tragfähige Lösung.
Die aktuelle Beschilderung auf der Hauptstraße ist nicht eindeutig. Genau deshalb hat die Stadtverwaltung Änderungen angekündigt.
In einem Anwohnerbrief vom 18.08. hatte das Team Zastrow die gestrige Aktion angekündigt und ausdrücklich geschrieben: „Wir möchten nicht die Radfahrer von der Hauptstraße verbannen […]“. Der Brief ist von Herrn Zastrow persönlich unterschrieben. Die aktuelle Forderung nach einem Radfahrverbot steht in deutlichem Widerspruch zu dieser Aussage.
Quelle: Themenstadtplan Dresden, „Hauptradrouten – Bestand“
Anwohnerbrief von Team Zastrow zum Download
Umso widersprüchlicher wirkt es, wenn nun öffentlich schnelleres Handeln gefordert wird, während gleichzeitig wichtige Gelegenheiten zum Austausch und zur Erarbeitung solcher Lösungen ungenutzt bleiben. Ein ehrliches Interesse an ernsthaften Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr, die Händler*innen und einem friedlichen Miteinander scheint nicht zu bestehen. Stattdessen werden Scheinlösungen präsentiert (Radfahrverbot), die die Stadtgesellschaft spalten und nicht funktionieren.
„Auf der Albertstraße wurde vor Jahren extra eine Umleitung für Radfahrer angelegt. Es muss auch Schutzräume für Fußgänger geben, ohne dass sie Angst haben müssen, umgenietet zu werden.“ (Zitat Julia Sasse, Team Zastrow)
Die Radfahrstreifen auf der Albertstraße leisten einen Beitrag zur Entlastung, wurden aber in erster Linie als Zubringer in Richtung Carolabrücke eingerichtet. Nur abschnittsweise können sie eine Alternative zur Hauptstraße sein. Umso widersprüchlicher wirkt es, wenn das Team Zastrow den Radverkehr nun auf die Albertstraße verweisen möchte, nachdem Herr Zastrow persönlich dort die Radfahrstreifen bis zuletzt mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat – damals übrigens mit der Argumentation, Radfahrende könnten ja die Hauptstraße nutzen.
Entscheidend für ein gutes Miteinander im öffentlichen Raum ist neben dem individuellen Verhalten insbesondere die Gestaltung der Infrastruktur. Als ADFC Dresden setzen wir an beiden Punkten an: Wir klären darüber auf, wie man sich in gemeinsam genutzten Bereichen korrekt verhält – langsam fahren, Rücksicht nehmen, Fußgängerinnen und Fußgängern Vorrang geben. Gleichzeitig erarbeiten wir konkrete Vorschläge, wie die Hauptstraße vom schnellen Durchgangsradverkehr entlastet werden kann, und bringen diese in den Austausch mit der Stadtverwaltung ein. Denn niemand fährt freiwillig durch eine überfüllte Fußgängerzone. Attraktive Umfahrmöglichkeiten sind nicht zuletzt angesichts der häufigen Nutzung der Hauptstraße für Feste und Veranstaltungen dringend notwendig.
Wir wünschen uns einen faktenbasierten Austausch auf Augenhöhe, um gemeinsam tragfähige Lösungen für mehr Sicherheit und gutes Miteinander auf der Hauptstraße zu entwickeln.
Kontakt
Jonas Geyer, Referent Verkehrspolitik und Ehrenamtskoordination
Tel.: 0159 067 866 93
Mail: jonas.geyer@adfc-dresden.de